Bagger-Party-Rennen 2022 |MOTORRADonline.de

2022-11-10 15:25:14 By : Mr. Chen Andy

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Mit fetten Baggern um die Wette fahren klingt verrückt? Stimmt. Ist es auch. Wie durchgeknallt genau, fanden wir beim Bagger Party Race 2022 heraus, indem wir Volontär und Rennfahrer Mario Steffen ins Rennen schickten.

Montagmorgen, halb neun in der Redaktion. Ich hocke mit halb offenen Augen vorm Rechner, den dritten Kaffee schon intus. Irgendwie hilft nicht einmal der Koffeinüberschuss, mich wach zu machen. Da kommt plötzlich der Capo des MOTORRAD-Schwestermagazins PS in mein Büro gestürmt: "Mario, pass auf: Du fährst Freitag nach Schlüsselfeld, da ist ’n Baggerrennen!" Verdutzt gucke ich ihn an, bin von seiner Neuigkeit schlagartig wach. "Baggerrennen? Also wie in den USA? Fette Cruiser um eine Piste treiben?" – "Jap, so was in der Art", antwortet Johannes mit einem fetten Grinsen im Gesicht.

Flugs ist es Freitag, und ich bin unterwegs zum ADAC-Fahrsicherheitszentrum im bayerischen Schlüsselfeld. Dort soll es also stattfinden, das erste Bagger Race auf europäischem Grund im Stil der US-amerikanischen „King of the Baggers“-Rennserie. Die sorgt seit 2019 im Rahmen der AMA-Superbike für mächtig Furore und bietet, im wahrsten Sinn, GROSSartiges Racing. Wer die Serie nicht kennt, dem empfehlen wir die Videos hier im Artikel — ganz großes Kino! In den USA ist die Meisterschaft eingeschlagen wie eine Bombe. Wo, wenn nicht dort, im Mutterland der monströsen Cruiser, sollte so was auch Erfolg haben? Dass das Ganze aber auch in Europa, beziehungsweise in Deutschland, auf fruchtbaren Boden treffen könnte, durfte manch einer schon damals vermutet haben. Nun also haben die drei großen Hersteller der Zweirad-Ungetüme – Harley-Davidson, BMW und Indian – sich zusammengetan und 2022 das erste "Bagger Party Race" aus der Taufe gehoben.

Zehn Big Bikes haben die drei Hersteller mit nach Schlüsselfeld gebracht, von der BMW R 18 bis hin zur Indian Challenger Dark Horse. Ich werde für Harley-Davidson an den Start gehen und darf mich offizieller H&D-Racer schimpfen. Einmal im Leben Werksfahrer – wenn auch nur für einen Tag. Ha! Das fühlt sich großartig an.

Mein Einsatzgerät ist eine Harley-Davidson Low Rider ST. Ein massiger 1923-Kubik-Vau-Zwo mit fetten 168 Newtonmetern Drehmoment und 106 Pferden trifft auf ein noch massigeres Gewicht von 327 Kilo. Umbaumaßnahmen: eine brüllend-bollernde Jekyll & Hide-Klappenauspuffanlage, ein kleines Windshield und – in weiser Voraussicht – Sturzpads. Ansonsten ist der Milwaukee-Trümmer komplett serienmäßig, wie auch alle anderen Mopeds. Und da kamen mir dann Bedenken: Also drüben, überm großen Teich, werden die Dinger ja voll für hartes Racing umgebaut und angepasst. Allen voran geht es da der, sagen wir es vorsichtig, mangelnden – nein, sind wir ehrlich – der nicht vorhandenen Schräglagenfreiheit an den Kragen. Und ich soll jetzt versuchen, mit einer serienmäßigen Low Rider ST Rennen zu fahren? Bewegt habe ich so ein Eisenmonster schon oft, aber eben nur zum Cruisen und um vor der Eisdiele eine coole Figur zu machen. Und selbst dabei setzt man ja schneller mit Rasten oder Rahmenteilen auf, als man das Wort "Abflug" sagen kann. Zudem ist der Kurs eher geeignet für Supermotos als für die dicken Brummer. Na ja, wird schon. Muss ja.

Nach und nach trudeln auch die etwa 300 Gäste und Zuschauer ein, denn um 14 Uhr ging es mit dem ersten Training los. Ich schwinge mich auf den grauen Tanker, drücke den Starterknopf, und der mächtige V2 erwacht zum Leben. Noch flott den Auspuff auf vollen Durchlass gestellt – Mann, das scheppert! – und rauf auf den Micky-Maus-Kurs. Die ersten drei Runden lasse ich es noch zaghaft angehen und cruise entspannt im Kreis. "Hömma, ich bin hier zum Schnellfahren und nicht zum Schnuffeln", denke ich mir dann aber. Also: Schieber auf und ab dafür! Mit mächtigem Antritt wemmst die Low Rider ST auf die erste Rechtskurve zu. Kurz das Gas lupfen, mit vollem Körpereinsatz die Fuhre reinwerfen und dann in die Eisen für die folgende Links, eine extrem enge Haarnadelkurve. Der Metzeler am Vorderrad schreit bei den gewaltigen Kräften nur so um Hilfe, lässt sich aber auch leicht rutschend noch einlenken. Ab dem Scheitel dann wieder Brause auf und mit mächtigem Drehmoment quer wieder raus. Jede Runde werde ich flotter, die Harley weiß gar nicht, wie ihr geschieht. Gefühlt setzt jedes Bauteil mit Vehemenz auf – mangelnde Schräglagenfreiheit muss eben durch Wegschleifen erhöht werden. Thilo Günther, Road Racer, sowie Bernd Hiemer, zweimaliger Supermoto-Weltmeister, lassen ihre Kisten dauerhaft per Drift um den Kurs zirkeln – irre! Nach dem Training steige ich komplett verschwitzt von der Harley. Mann, ist das bescheuert – aber bescheuert gut!

Um 15:15 Uhr ist dann das erste von 11 Rennen. 9 Bagger stehen am Start, standesgemäß mit einem Burnout. Die erste Runde hinter dem Safety Car, und dann Feuer frei, fliegender Start! Der Handlingkurs ist für ein einzelnes Motorrad schon eng, mit einem Haufen Cruiser, die auf die erste Kurve zuballern, wird’s noch viel ärger. Und zack, da ist’s auch schon passiert: Eine R 18 wird deftig in den Kies betoniert. Das sollte aber nicht der einzige Zwischenfall des Tages bleiben, fast jede Maschine lag mal irgendwo – die Dinger sind eben nicht fürs sportliche Fahren gebaut. Glücklicherweise gab es aber keine großen Verletzungen. Bis in die Abendstunden gab es dann "Bagger-Is-Better-Racing" und Burnouts en masse. Nicht nur wir Fahrer waren absolut begeistert und hatten mächtig Spaß, auch das Publikum war hin und weg. Gewinner gab es am Ende keine, es sollte ja nur eine Spaßveranstaltung sein. Aber: Das Bagger Party Race braucht 2023 unbedingt seine nächste Auflage! Wie viel Laune es macht, die Dickschiffe am Limit zu bewegen, hat die Veranstaltung mehr als gezeigt. Dass das auch noch spektakulär aussieht, muss eigentlich nicht erwähnt werden. Also, Harley, Indian und BMW: Wir sehen uns nächstes Jahr!

Racing mit fetten Baggern – ein Schauspiel für Zuschauer und ein riesiger Spaß für Fahrer und Fahrerinnen! Über eine weitere Auflage des "Bagger Party Race" würden nicht nur wir uns sehr freuen, sondern bestimmt auch viele Fans der großen Cruiser.

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